Von alten Hasen lernen: Methoden und Technologien für den erfolgreichen Erfahrungstransfer

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Erfahrungswissen ist der Schlüssel zu effektiver Problemlösung und nachhaltigem Erfolg in der Industrie. Doch der demografische Wandel und der Fachkräftemangel erschweren die Weitergabe dieses wertvollen Wissens. Ein neues Forschungsprojekt mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft geht der Frage nach, wie KI-basierte Lösungen die Sicherung und den Transfer von Erfahrungswissen revolutionieren können.

Maschinen nach Gehör optimieren, intuitiv die richtigen Handgriffe kennen, um eine Anlage wieder zum Laufen zu bringen, oder schon vor der Analyse wissen, wo das Problem liegt: Das Erfahrungswissen langjähriger Mitarbeitender, den „alten Hasen“, ist für Unternehmen unverzichtbar. Besonders in der Industrie, wo die Instandhaltung komplexer Anlagensysteme im Fokus steht, kann dieses Wissen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen, indem Probleme vorausschauend verhindert oder schnell gelöst werden.

Erfahrene Fachkräfte besitzen ein tiefes Verständnis für komplexe Systeme. Sie wissen oft intuitiv, welches Problem vorliegt, wenn eine Anlage „komisch“ klingt oder erkennen sofort mögliche Ursachen ineffizienter Maschinenläufe. Doch dieses implizite Wissen – die unbewussten, schwer artikulierbaren Erfahrungen, die durch langjährige Praxis entstehen – bleibt häufig undokumentiert und somit für andere kaum zugänglich.

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel verschärfen die Notwendigkeit, Erfahrungswissen systematisch zu sichern und für die gesamte Belegschaft eines Unternehmens zugänglich zu machen. Traditionelle Ansätze stoßen oft an ihre Grenzen – sei es durch begrenzte Ressourcen, Zeitmangel oder fehlende methodische Verankerung im Unternehmensalltag.

Narrative Methoden wie Storytelling und Triadengespräche bieten hier eine Lösung. Durch den Austausch von Anekdoten und persönlichen Erfahrungen werden komplexe Zusammenhänge greifbar. Studien belegen, dass diese Ansätze das Verständnis und die Anwendung des Wissens in ähnlichen Situationen fördern. Doch um diese Ansätze in der Praxis breit umzusetzen, braucht es innovative Technologien, die den Prozess erleichtern und in den Arbeitsalltag integrieren.

Mit dem Forschungsprojekt „AI-Storytelling – KI-gestützter Wissenstransfer zur Bekämpfung des Fachkräftemangels“ (2025–2028) wird ein neuer Weg eingeschlagen, um Erfahrungswissen bereits im Entstehen systematisch zu erfassen und weiterzugeben. Das Konsortium aus Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, entwickelt KI-basierte Lösungen, die das Potenzial narrativer Methoden effizient nutzbar machen. Ziel ist es, Erfahrungswissen direkt im Arbeitsprozess zu erfassen, zu dokumentieren und zugänglich zu machen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind.

„Wir forschen schon lange daran, wie man die Stärke narrativer Methoden nutzen und gleichzeitig den zusätzlichen Aufwand minimieren kann, der bisher ihre breite Anwendung verhindert hat. Mit dem neuen Forschungsprojekt gehen wir wieder einen Schritt weiter“, erklärt Prof. Dr. Tina Haase, Abteilungsleiterin Menschzentrierte Arbeitssysteme am Fraunhofer IFF.

Im Mittelpunkt der Forschung stehen didaktische Ansätze, die Elemente des Storytellings mit moderner KI-Technologie, Augmented Reality (AR) und dem digitalen Zwilling (AAS) durch die Software Plattformen BaSyx und KIWAI verbinden. Durch diese Kombination von Technologie und Narration wird der Wissenstransfer beschleunigt, die Effizienz der Mitarbeitenden gesteigert und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt. „KI kann hier als Katalysator wirken und sicherstellen, dass Erfahrungswissen nicht verloren geht, sondern als strategischer Vorteil genutzt wird“, so Prof. Dr. Haase.

Der Fachkräftemangel zählt zu den drängendsten Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. Mit der Verknüpfung von KI und innovativen didaktischen Ansätzen schafft das Projekt „AI-Storytelling“ einen zukunftsweisenden Weg für das Wissensmanagement in der Industrie. Es leistet einen entscheidenden Beitrag dazu, Fachwissen in Zeiten des demografischen Wandels zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu stärken.

Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms „Entwicklung digitaler Technologien“ gefördert.