Die Welt der Robotik und der Automatisierungsindustrie unterliegt einem starken Wandel; Automatisierungsanlagen müssen zunehmend in der Lage sein, individualisierte und maßgeschneiderte Produkte zu fertigen. Das Handling von Objekten ist hierbei eine der wichtigsten Aufgaben. Die aktuell verwendeten Greifer sind meist speziell an die Objekteigenschaften angepasst und üben eine konstante Greifkraft aus. Häufig ist jedoch eine dynamische und objektspezifische Anpassung der Greifkraft notwendig, um Objekte nicht zu beschädigen. Eine Erkennung, ob das Objekt tatsächlich gegriffen wurde, ob es rutscht oder während der Bewegung verloren gegangen ist, ist in der Regel nicht möglich.
Damit sich zukünftig die Prozessarchitektur und Greifer flexibel an die wechselnden Anforderungen anpassen können, sind neue Technologien erforderlich. Ein Ansatz, der sich als besonders zielführend herausgestellt hat, ist die Verwendung taktiler Sensoren an den Greifflächen. Die Sensordaten werden im Zuge eines Kontaktes zur Adaptierung des Greifers, zur Bauteil- und Lageerkennung sowie zur Prozessüberwachung eingesetzt. Grundlage hierfür bilden die im Fraunhofer IFF entwickelten drapierbaren, hochauflösenden Messwandler.
Im Rahmen von verschiedenen Projekten wurden industrielle Greifer mit der taktilen Sensortechnologie des Fraunhofer IFF ausgestattet. Dadurch ist es möglich, die auf die Greifflächen einwirkenden Kräfte ortsaufgelöst zu erfassen und den gesamten Greifprozess sicher zu überwachen. Das taktile Sensorsystem macht den Greifprozess nicht nur sicherer, sondern ermöglicht zusätzlich das so genannte _reaktive_ Greifen. Dieses biologisch inspirierte Prinzip, das der menschlichen Hand nachempfunden ist, ermöglicht die Feinjustierung eines Greifvorgangs, der in Abhängigkeit einwirkenden Kontaktkräfte. Hierbei kommen zunehmend Verfahren des maschinellen Lernens oder des Reinforcement Learnings zum Einsatz, um Daten zuverlässig zu interpretieren und die Prozesse zu optimieren.
Das taktile Sensorsystem bildet damit die ideale technologische Basis für die Entwicklung von Handlingsystemen, insbesondere zur Handhabung fragiler oder biegeschlaffer Objekte.